Wie läuft die digitale Transformation eigentlich in den Kirchengemeinden ab? Vor welchen Schwierigkeiten und Herausforderungen steht die Digitalisierung in der Praxis? Jens Haupt vom Referat Gottesdienst EKKW: Digitale Gemeinde hat dazu ein Interview mit Marie Sirrenberg und Wytze Kempenaar geführt. Die beiden berichten vom ganz konkreten Digitalisierungs-Auftrag und welche Lösungen wirklich hilfreich sind.
Anfangsschwierigkeiten für Digitalisierung
Anders, als man meinen könnte, scheitert Digitalisierung nicht erst daran, dass es Expertenwissen braucht, um bestimmte Soft- und Hardware zu bedienen. Oft geht es schon damit los, dass schlicht kein Internetanschluss in der Kirche vorhanden ist oder dass die Computer im Pfarrbüro völlig veraltet sind. Unsere Geschäftsführer berichten davon, wie sie immer wieder auf solche Startschwierigkeiten stoßen – und wie sich die Geschäftsstrategie entwickelt hat: erst einmal braucht es die Grundlagen für die Digitalisierung:
-
Internetzugang, möglichst mit WLan in der Kirche
-
funktionierende, aktuelle PC-Systeme
-
Gute Audio- und bedienbare Video-Technik in der Kirche
Wytze Kempenaar kann die Angst mancher Theologen, dass sich die Gottesdienste dadurch total verändern mit Erfahrungen aus seiner Heimat entkräften: in den Niederlanden sind die Gemeinden oft schon viel weiter – aber ihre Liturgie hat darunter nicht gelitten. Dafür, so berichtet er, haben sie viel mehr Teilnehmer:innen gewonnen.
Corona-Pandemie: ein Weckruf
Auch in der magdeburger Gemeinden von Wytze Kempenaar, wo das Startup Amos IT seinen Anfang nahm, war die Corona Pandemie der Startschuss für die Digitalisierung: Wie kann man Gemeinde-Mitglieder trotz Kontaktverbot erreichen? Mit den Lösungen von unsergottesdienst kommt der Gottesdienst ins Internet – und mit intelligenten Weiterleitungen sogar bis auf die Telefone im Seniorenheim. Problematisch ist allerdings, dass sich in der Not viele Gemeinden eigene Insellösungen gebaut haben – hier zu vereinheitichen wird jetzt die Aufgabe für die kommenden Jahre. Eine Aufgabe, bei der die Gemeinden von den höheren Ebenen nicht allein gelassen werden dürfen, können sie doch den Finanzbedarf für Beratung und Ausstattung oft selbst nicht alleine stemmen. Gelingt hier allerdings die Zusammenarbeit – und die koordiniert Amos IT – zwischen Ehrenamtlichen, Seelsorger:innen und kirchlichen Verwaltungsbehörden, können viele Kosten über Projekte und Fonds, etwa den Digitalfonds der EKD gestemmt werden. Sind die ersten Hürden bewältigt, macht Digitalisierung das Leben viel leichter.
Die drei Grundpfeiler der Digitalisierung in den Gemeinden
Marie Sirrenberg fasst im Interview zusammen, welche drei Entwicklungsstufen sie für die digitale Transformation in den Gemeinden sieht:
-
Ohne digitales Grundgerüst geht es nicht: zuerst müssen Internetanschluss, Datenschutz, Hard- und Softwaregrundausstattung organisiert werden.
-
Dann geht es darum, digitale Kompetenz aufzubauen: Die Menschen vor Ort müssen lernen, wie die vorhandene Technik efifzient und ganz praktisch eingesetzt werden kann.
-
Sind diese Grundvoraussetzungen geschaffen, beginnt erst die Arbeit an der digitalen Erreichbarkeit: Wie kommt ein möglichst gelungenes Gemeindeprogramm zu möglichst vielen Gläubigen?
Wytze Kempenaar fasst die großen Benefits einer erfolgreichen Digitalisierung – und damit die Ziele von Amos IT – so zusamen: Digitalisierung entlastet einerseits die Seelsorger:innen, indem sie ihnen lästige Verwaltungsarbeit vereinfacht. Dadurch wird mehr Zeit für die Gemeindearbeit frei. Andererseits hilft Digitalisierung, endlich wieder mehr Gemeindemitglieder zu erreichen – sei es daheim, im Seniorenheim oder unterwegs. Und zwar mit innovativen Angeboten, für die Digitalisierung einen spanenden Entwicklungsraum bietet.
Das ganze Interview zum Anschauen und Nachhören gibt’s hier.